Corona in Kenia
By Christian Putsch WELT
25.11.2021
Kein Land geht härter gegen Ungeimpfte vor - Nur ein Bruchteil ist geimpft
In Kenia sind gerade einmal 2,4 Millionen Menschen, rund neun Prozent der Erwachsenen, vollständig geimpft. Das sind zwar mehr als der afrikanische Durchschnitt von rund fünf Prozent, aber nur ein Bruchteil der 30 Millionen, die Kenia einst als Ziel bis Jahresende angepeilt hatte. Dabei spielt die von unterfinanzierten Aufklärungskampagnen bedingte Impfskepsis eine Rolle. Aber auch Lieferengpässe, besonders in ländlichen Gegenden.
Kenias Regierung will die dürftige Bilanz nun mit der Brechstange aufbessern. Vor einigen Tagen gab der Gesundheitsminister bekannt, dass Ungeimpfte ab dem 21. Dezember ihren Anspruch auf Regierungs-leistungen verlieren, bei denen ein direkter Kontakt zu Staatsbediensteten nötig ist. Behördengänge sind für sie also künftig untersagt, was etwa einen Passantrag erschweren würde. Auch das mäßig ausgebaute öffentliche Nahverkehrsnetz oder Restaurants sollen künftig nur noch mit gültigem Impfpass genutzt werden dürfen.
Durchdacht ist das Unterfangen freilich nicht. Die Regierung verkauft die neuen Regeln als Versuch, einer neuen Impfkampagne Nachdruck zu verschaffen, um das Risiko des Reiseverkehrs während der Weihnachtsferien zu minimieren. Bis dahin, so das Ziel, sollen weitere zehn Millionen Bürger geimpft werden.
Scharfe Kritik am Vorgehen
Im Laufe der vergangenen Monate wurden in den Städten zahlreiche neue Impfzentren aufgebaut. Auf dem Land aber, wo Zweidrittel der Kenianer leben, ist der Zugang jedoch schwieriger. Die BBC zitierte eine Frau aus dem Dorf Kabartonjo, die über ihren Verdienstausfall klagte. „Es kostet mich einen vollen Tag, um ins Impfzentrum zu reisen“, sagte sie, „in der Zeit muss ich meinen Gemüse-Verkaufsstand schließen. Was sollen meine Kinder am Ende des Tages essen?“
Die Gesellschaft werde also in jene mit Rechten und jene ohne aufgeteilt. Für viele steht das Scheitern der Gesetzgebung fest: „So werden wir den Kampf gegen Covid-19 nicht gewinnen.“
Corona in Kenia
8. 6. 2020
Kenya ergriff früh drastische Massnahmen, um eine breite Corona-Pandemie im Land zu verhindern.
Sämtliche Schulen sind seit März geschlossen, eine Ausgangssperre zwischen 19 Uhr und 7 Uhr wurde verhängt und die Hotspots wie Nairobi und Mombasa mit einerm Ein- und Ausreiseverbot belegt. Anfangs Juni gab es rund 2100 Ansteckungen und 71 Tote.
Die Märkte waren geschlossen und zahlreiche Menschen wurden entweder entlassen oder ohne Lohn freigestellt.
Seit der Abriegelung von Nairobi konnte der Field Officer Makaani nicht mehr besuchen. Er organisierte die Arbeiten auf der Farm so gut wie möglich via Telefon. Die Computerkurse mussten auf Anordnung des Dorfchefs eingestellt werden.
Im Gegensatz zu den Menschen in der Stadt leiden die Dorfbewohner keinen Hunger. Sie konnten dank den ausgiebigen Regenfällen im letzten Jahr genügend Vorräte anlegen.